Ilka Vogler: remember
Ilka Vogler: remember
Dölling und Galitz Verlag 2000
44 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen
-
Wir nehmen den Datenschutz ernst. Gemäß den EU-Vorgaben schützen wir gespeicherte Daten anderer Personen. Insbesondere geben wir Ihre Daten niemals an Dritte weiter. Falls sie von uns einen Newsletter bekommen, können Sie ggfs. diesen per E-Mail mit dem Betreff „Abmelden“ ganz einfach abbestellen.
-
Versand nur innerhalb Deutschlands: Kostenfrei - über DHL. Versand in andere Länder: bitte anfragen (gegen Zahlung)
-
Rücksendung bitte mit Angaben über die Gründe. Die Kosten für die Rücksendung übernehmen wir nur, wenn sich eindeutig ergibt, dass ein Fehler bei uns vorliegt. Vermeiden Sie überflüssige Touren (mit CO2-Ausstoß). Kunstwerke sind von der Rücksendung ausgeschlossen.
Ilka Vogler: remember
Dölling und Galitz Verlag 2000
44 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen
Hardcover, 17 x 23 cm
ISBN 3-933374-60-X
Euro 16.80 / 234 öS/ 30 sFr
copyright: 2000
Vergittertes Fenster, bröckelnder Putz, beklemmende Enge: Tod und Leben, Leben und Tod – die Worte hämmern im Stakkato-Takt. Unzählige Male stehen sie in weißen Lettern auf schwarzen Lackfolien-Streifen geschrieben, bausteingroß in sieben Reihen auf dem Fußboden der düsteren Zelle auslegt. Nebenan ertönt vom Band die Stimme des jüdischen Dichters Paul Celan: er liest seine „Todesfuge“ (1948), die an die Schrecken des Nationalsozialismus gemahnt. Ilka Vogler hat das Gedicht zudem auf große Papierrollen übertragen und – Skulpturen gleich- in einer Raumecke arrangiert.
Die Eingriffe der Künstlerin sind minimal, und doch löst ihre Installation im Lübecker Burgkloster (1996) beim Betrachter eine Flut von bedrückenden Bildern, Erinnerungen und Gefühlen aus: Verzweiflung und Hoffnung der einst in der trostlosen Zelle Gefangenen liegen spürbar in der Luft.
Ein ähnliches Panorama von Empfindungen entfaltet sie 1997 in einem ehemaligen Arbeitsamt, dem ersten Hamburgs: „meine Arbeit – keine Arbeit“ reflektiert in 14 Kernbegriffen die Gedankenwelt eines Arbeitssuchenden. In roten, blauen und grauen Blöcken ziehen sich die Worte – mit der Hand auf die weiß getünchten Wände der einstigen Kindergeldstelle gebracht – vom Boden bis zur Decke.
Schreiben, oft viele hundert Mal dasselbe Wort, empfindet die Künstlerin als meditativ, sie nutzt es als Vehikel zur Erinnerung und setzt Schrift mit Zeichnung gleich – besonders schön verschmolzen im „Herzschlangen-Fries“ (1999).
Dem Wesen von Erinnerung, dem Bezug von gestern, heute und morgen, spürt sie 1997 auch mit ihren „remember“-Aktionen nach. Als Geschenk und zum Andenken bot sie den Besuchern der neueröffneten Galerie der Gegenwart in Hamburg, der Schau „Skulptur.Projekte“ in Münster, der documenta in Kassel und der Biennale in Venedig ein „Original zum Mitnehmen“ an: im öffentlichen Raum plazierte, farblich auf den Ort abgestimmte Schrift-Bilder aus Plastikfolie, ein robustes Material, das dennoch keinem Windhauch Widerstand leistet, langlebig und flüchtig zugleich.
Erinnerung und die kaum vermittelbare Qualität von „Zeit“ beschäftigen die Künstlerin ebenso in „Photo cut-outs“, Scherenschnitten von vergrößerten Fotos ihrer Tochter Paula. Die Zehnjährige, die leidenschaftlich gern in verschiedene Rollen schlüpft, ist der Mutter Muse und Modell in einem, tausende von Fotos dokumentieren ihr Wachstum und ihre Veränderung; die besten dienen Ilka Vogler als Material fŸr Wandfriese voller Bewegung und Leichtigkeit. Die Serie „P. und Haare“ verweist auf Werke von Frida Kahlo, Man Ray und Meret Oppenheim und knüpft zugleich an die eigene Installation „Besuch von Sartre“ (1994) an: Mit Hilfe von 400 Scherenschnitten eines verfremdeten Fotos, eben auf die Wand geklebt, läßt Ilka Vogler den Existentialisten scheinbar durchs Treppenhaus eilen. Imaginäre Treffen mit Dichtern und Künstlern sind von jeher fester Bestandteil in ihrem geistigen Kosmos. Seelenverwandte siedelt sie auf gemalten „Rettungsinseln“ an, Oasen der Zuflucht und Ruhe, wo sie Verständnis, Trost und Freude findet. Am stärksten offenbart sich ihre Innenwelt in den großformatigen „Plastikbildern“, Spiegel persönlicher Erlebnisse und Empfindungen.
Susanne Wagner